Gedankenfetzen,  Ich,  Menschen

Die Frau am Fenster.

Ich hatte gerade Gesangsunterricht. Nun ist Sascha dran und ich muss warten. Ich sitze hier am offenen Fenster und schaue dem Leben zu. Autos fahren vorbei, Menschen gehen ihre Wege.
Ich sehe sie, aber sie mich nicht. Und obwohl sie mich nicht sehen existiere ich. Denn ich sitze ja hier. Was machen diese Menschen gerade? Was denken sie? Ob ich ihnen mal zuwinken sollte? Aus Höflichkeit?
Soviele Menschen in 45 Minuten. Unterschiedlich und vielleicht doch gleich. Mit gleichen Interessen wie ich. Ob auch irgendwer die gleichen Dinge toll findet wie ich? Und mir somit ähnelt? Freut sich wer über ein neues Buch? Singt wer im Chor? Stricken Häkeln Malen? Oder ist auch jemand von denen krank und versucht das beste daraus zu machen?
Das kann ich hier vom Fenster nicht beurteilen. Ich beobachte sie einfach von weitem.
Was wäre, wenn ich sie anspreche und sie wären wie ich? Will ich das? Oder wäre ich eifersüchtig, dass ich nicht die Einzige bin, die singt und malt.

Es gibt unzählige Menschen. Jeder da unten hat seine Stärken, Schwächen und Vorlieben.
Auf keine Vorliebe habe ich das Recht gepachtet.
Doch das finde ich toll. Zeigt es mir doch, dass Menschen doch trotz Unterschiede auch gleich sein können in einigen Punkten. Und wenn es nur die Vorliebe nach einem Zitronenbonbon ist.
Ich wäre nicht sauer, sollte jemand gerade eines lutschen und es mir nicht angeboten haben. Ich sitze ja auch nur am Fenster, als stille Beobachterin und existiere in der Welt des Vorbeigehenden nicht. Aber ich weiß wie toll so ein Zitronenbonbon schmeckt. Ich freue mich mit diesem fremden Menschen, weil ich weiß wie süß so ein Bonbon im Mund ist.
Und ich bin mir sicher, irgendwo da draußen gibt es auch für mich ein Bonbon.

Ich schaue auf die Straße und denke mir: Wenn wir alle ein wenig über den anderen nachdenken würden und Rücksicht und Verständnis walten lassen würden, und jeden seinen Weg gehen lassen würden, dann würde auch jeder dort ankommen, wo er hin will.
Ohne Blessuren.
Wie das Schulkind, welches gerade nach Hause geht und seinen Weg gerade beginnt hinaus in die Welt. Ob es vielleicht auch als Erwachsener am Fenster sitzt, die Menschen beobachtet und über Zitronenbonbons nachdenkt?

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