Akzeptanz… Wie akzeptiert man etwas? Wie soll ich was annehmen, was so schrecklich ist. Ich kann akzeptieren, das weiß ich ich. Ich habe es schon oft getan. Ich habe akzeptiert, dass es mit Kindern einfach nicht klappt. Dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Ich habe akzeptiert, dass meine Mama gestorben ist.

Ich habe losgelassen. Es akzeptiert. Mich neu orientiert. Wege gefunden. Immer. Immer wieder. Ich weiß, das Leben verändert sich. Immer und stetig. Das macht Leben eben. In jeder Sekunden verändert sich unser Körper, weil die Zellen arbeiten. Bis sie nicht mehr arbeiten, dann stirbt man, dann ist man tot.

Ich soll, oder besser muss, etwas in mein Leben integrieren. Es annhehmen. Den Schmerz. Von der Liquorleckage. Ich war beim Neurochirurg und ich konnte alle meine Fragen stellen. Das Liquorkissen und seine bloße Existens ist nicht an den Schmerzen schuld. Der ständige Ausfluß aus der Leckage ist verantwortlich. Das Liquor fließt genau am Nerv entlang und das macht diese pulsierenden, wellenartigen Schmerzen im Schambereich, im Po, in der Hüfte, im Bein und in den Fuß.

Man kann nochmal versuchen, das Loch zu decken. Aber er hat nicht sehr zuversichtlich geklungen, als er mir von den Möglichkeiten, die er als „Klempner“ hat, berichtet hat. Selbst wenn man das Loch verschließt, kann es sehr gut sein, dass der Nerv weiterhin weh tut, weil der Nerv jetzt zwei Jahre „genervt“ und gereizt wurde.

Er hat aber gesagt, dass auf jeden Fall die Schmerzmittel erhöht werden sollen, um im besten Fall eine Schmerzfreiheit zu erreichen.

So der Stand der Dinge… Schmerzen, akzeptieren, annehmen…

Ich habe nach der Stunden mit JHF erstmal für mich klären müssen, was Akzeptanz denn genau bedeutet. Für mich klingt Akzeptanz so nach aufgeben und hinnehmen. Das schreibt Wikipedia:

Die Akzeptanz des Unvermeidbaren – zum Beispiel der zeitlichen Begrenztheit der eigenen Existenz, des begrenzten Einflusses auf das Verhalten anderer Personen sowie des Auftretens aversiver emotionaler Reaktionen – ist in verschiedenen psychotherapeutischen Schulen neben der Veränderung problematischen Verhaltens ein wichtiges Therapieziel.[13] Insbesondere die Akzeptanz- und Commitmenttherapie[14] und andere achtsamkeitsorientierte Ansätze im Rahmen der Verhaltenstherapie zielen explizit darauf ab, die Fähigkeit bzw. Bereitschaft leidender Menschen zur Annahme des unvermeidlichen Teils ihres Leides zu stärken. Dies geschieht u. a. durch eine Distanzierung von kontrollorientierten Gedanken und Handlungsimpulsen sowie durch eine Betonung von Werten, die trotz aller nur schwer hinnehmbaren äußeren und inneren Umstände dem Leben des Einzelnen Würde und Orientierung verleihen können.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, für mich klingt das noch immer nach Resignation.

Es gibt Gebiete in meinem Leben, da war diese Idee der Akzeptanztherapie hilfreich. Bei meiner Angst. Da hat JHF genau das mit mir gemacht. Meine negativen Gefühle bei Toni nehmen und sie mit positiven Gefühlen behaften. Da funktioniert das noch immer ganz gut. Nicht immer, Angst habe ich immer noch immer mal wieder mehr oder weniger. Aber…

Wie soll das mit den Schmerzen klappen? Wie soll ich Schmerzen mit positiven Dingen verknüpfen und mein Denken achtsam zu den guten Dingen lenken? Früher, als ich Rentnerin wurde vor 12 Jahren, da habe ich so eine Schmerztherapie schon einmal gemacht. Da waren die Schmerzen aber anders. Sie hatten einfach eine ganz andere Qualität.

Jetzt habe ich Nervenschmerzen. In meinem Kopf ist nichts anderes. Nur Schmerz. Den ganzen Tag wird mein Gehirn damit zugeballert. Schmerz, Schmerz, SCHMERZ…

Ich brauch was anderes als Akzeptanz…

Und… wenn ich… was auch immer ich dann habe, dann mache… dann…. 

Ich versuche das mal zu erklären. Ich habe das Gefühl, ich bin nichts mehr… Keine Arzthelferin mehr, keine Tochter, keine Mutter…
Meine komplette Basis, die ich hatte, auf der mein Leben aufgebaut werden sollte, ist weg. Ich habe natürlich die letzten Jahre versucht, immer wieder, mir eine neue Basis zu schaffen. Ich bin immer wieder aufgestanden und habe von vorne angefangen. Aber auch Plan B, C, D, E, F und G sind gescheitert. Ich schaffe keinen Plan H. Ich sehe keinen Plan H. ICH HABE KEINEN PLAN H…

Und ich will auch keinen haben, denn dann brauche ich sicher auch Plan I und J…

Es scheitert irgendwie alles… Und da stelle ich für mich natürlich viel in Frage.

Es muss anders heißen. Ich kann es nicht akzeptieren, dann müsste ich ja die Schmerzen irgendwie positiv finden, sie positiv verknüpfen, sie mit positiven Dingen ersetzen und sie runterpriorisieren. Ich weiß, wie das alles geht und wie man das macht. Das geht nicht. Das funktioniert jetzt einfach nicht.

Aber, was ist es dann?

Mir hat der Neurochirurg gesagt, dass ich eben kein Fall aus dem Lehrbuch bin. Ich bin ein spannender Fall, ein Fall, den er nicht so oft in seiner Praxis bekommt.

Ich kann also nicht nachschlagen, was jetzt zu tun ist. Dann ist vielleicht auch Akzeptanz das falsche Wort…

Wie kann ich es denn noch nennen. Wenn es nicht um Akzeptanz geht? Ist es nicht viel mehr als ein arrangieren? Oder ein miteinander? Nein…

Es braucht ein neues Wort. Ich bin nicht aus dem Lehrbuch, also brauch ich auch ein neues Wort, nur für mich und meinen Fall…

Ich brauche Lieberation… Genau… Das ist es. Ich muss Lieberation lernen.

Ich muss schauen, wie ich die Schmerzen liebevoll integriere und aus ihnen das Beste machen.

Meine beste Freundin sagte, dass ich vielleicht auch eine Chance durch diese Sache habe. Vielleicht hat Gott noch etwas ganz anderes für mich vorgesehen und ich verstehe erst durch diesen Weg, was es ist. Vielleicht war meine Bestimmung einfach noch nicht dabei.

Vielleicht muss ich Lieberation in die Welt tragen. Denn das habe ich ja tatsächlich schon einmal gemacht. Durch Lieberation habe ich abgenommen. Ich habe mich liebevoll angenommen und mein Gewicht in mein Leben integriert.

Also… keine Akzeptanz. Ich will nicht aufgeben oder hinnehmen. Ich will wertschätzend, liebevoll integrieren.

Und ich muss meinen eigenen Weg gehen. Denn den gibt es ja noch nicht, den ist keiner vor mir gegangen. Ich bin nicht aus dem Lehrbuch.

Ich wurde heute gefragt, was es braucht.

Ich brauche meine Stimme… Das muss raus… Ich muss ganz bei mir bleiben und meine Stimme mit Lieberation in die Welt bringen.

Lieberation…

Und ich lasse losSchick‘ einen Luftballon zu dirSiehst du von da obenManchmal auch nach mir? Und ich stell‘ mir vorDu hast alles, was dich glücklich machtDeine Träume gehen dir dort nie mehr verlorenUnd du fliegst davonSo leicht wie ein Luftballon

 

Ich muss den Schmerz nicht akzeptieren… sondern in meinem Kopf loslassen!

Der Schmerz ist da…
Aber… Da wo der Schmerz ist, kann ja auch noch anderes sein? Ich, ein Luftballon zum loslassen und aber einen zweiten als Trost für die kleine Claudia.
Bevor ich also loslasse brauche ich erst Ersatz… Lieberation…

Autor

kari@kibo.fm

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