Gedankenfetzen,  Ich,  Trauer

Es gibt immer positive Seiten

Heute wäre eigentlich wieder Trauergruppe. Warum eigentlich? Weil ich die letzten drei Termine abgesagt habe. Ich habe es versucht, bin auch stolz auf mich, es versucht zu haben, aber bin zu der Ansicht gekomm, dass dieser Weg nichts für mich ist. Ich habe Für und Wider abgewogen. Es hat mir nicht viel  auf meinem Trauerweg gebracht.

Aber das macht nichts. Denn eines wird rückblickend klar. Jeder Schritt und jeder Moment in deinem Leben hat, egal wie grausam, ungerecht oder scheiße es scheinen mag, auch eine positive Seite.
Für die Trauergruppe bedeutet das, ich bin froh und glücklich, diese Möglichkeit probiert zu haben, auch wenn es nichts für mich war. So kann ich es abhaken und sagen, ich habe es versucht und muss mich nachher nicht ärgern, dass ich etwas versäumt habe.

Wie ich auf diese Gedanken komme? Das man erst im Nachhinein weiß, dass alles auch etwas positives hat, das man aus schweren Situationen lernt, das man sich meist durch Probleme weiterentwickelt?

Ein Gespräch mit meiner Physiotherapeutin ist schuld.

Meine Krankenkasse handelt im Moment nach Gesetzen, ihren Verpflichtungen, nach Standardkatalog. Das ist ja auch ok. Mir wollten sie mein Bewegungsbad nicht weiter genehmigen. Vorschriften eben.
Ich lasse mich aber nicht abspeisen. Ich weiß, das ich eben nicht Standard bin und es medizinisch einfach notwendig ist. Deswegen nutze ich meine Möglichkeiten und kämpfe. Ich gebe mich nicht mit einem Nein zufrieden.

Und das ist mittlerweile in meiner Persönlichkeit verankert. Denn, wie hat Almuth es so schön gesagt? Daran ist der verkorkste Rücken Schuld. Wenn es was positives an der ganzen Erkrankung und Behinderung gibt, dann das ich selbstbewusster geworden bin und ich für mich einstehe.

Stimmt, sie hat recht.

Und so ist es in jeder Lebenslage. Für was ist es gut? Das fragt man sich ja ständig.
Dieser Antworten findet man immer, nicht immer sofort, manchmal brauchen die Antworten eben Zeit, manchmal bekommt man sie sicher erst am Ende des Lebens.

Aber man bekommt sie, denn kein Erlebnis ist sinnlos. Keine Handlung geschieht ohne Folge.

Alles was man macht, was man erlebt führt weiter. Wie mit dieser Pusteblume im Bild. Ella pustet. Die Schirmchen fliegen. Sinnlos? Nein, banale Kleinigkeiten können alles ändern und wichtig sein. Das Schirmchen fliegt und sät sich aus und nächstes Jahr gibt es eine neue Pusteblume. Die Antwort erkennen wir nicht sofort, aber es gibt sie. Ella kennt die Antwort auch noch nicht, die dauert jetzt.

Und auch ich finde Antworten auf das ständige Warum. Und ich ich kenne die positiven Dinge, die man aus den blöden Lebenslagen zieht.

Durch meine Mama weiß ich jetzt, dass ich stark und aushalten kann, ich bin wieder achtsam und weiß, ich muss auf mich achten, durch den Rücken bin ich selbstbewusst und durch den unerfüllten Kinderwunsch hartnäckig und entschlossen, voller Ehrgeiz und Mut, alles durchzuziehen und für meine Wünsche und Träume unbeirrt zu kämpfen.

Denn kein Erlebnis, kein Schicksalsschlag ist sinnlos, alles ergibt irgendwann ein komplettes Bild. Wir werden zum kompletten Bild, denn wenn wir Schicksal zulassen und annehmen, können wir charakterlich vorankommen und reifen.

Alles hat eben einen Sinn. Wir müssen es annehmen, für uns.

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