Gedankenfetzen

Und immer wieder dieses eine Wort: WARUM? Auf der Suche nach meinem Weg!

Wenn ich in den letzten Wochen versucht habe, über meine Trauer zu reden, dann verwirrte ich mich selber. Was ich anderen erklären will, auf die Frage, wie geht es dir, kommt für meinen Verstand nur Kauderwelsch raus. Ja, geht, eigentlich, aber, vielleicht, manchmal, keine Ahnung, frag nicht, läuft….

Wie es mir geht? Ich weiß es nicht. Also, ich kann schon sagen, dass ich einen Schnupfen habe, mein Blutdruck ist grenzwertig, mein Rücken schmerzt, das Herz klopft bis in meinen Kopf. Ich bin müde, weil ich nicht schlafen kann.
Und alles andere? So rein emotional? Da ist nichts. Also nix, was ich packen kann. Ich bin nicht traurig, ich bin nicht geschockt. Ich bin nur.
Ich bin eher voll mit Fragen. Mit so ganz alltäglichen Alltagsfragen. Wie schaffen wir das mit meinem Papa in Zukunft, welche Ämtergänge müssen noch getätigt werden, was muss bezahlt werden.

Aber da ist noch eine große Frage, die nach dem WARUM.

Auf diesem Blog habe ich schon so oft klug getan. Und auch das Warum habe ich schon so oft thematisiert. Bin mit klugen Antworten gekommen. Warum? Weil Leben eben so ist. Weil es eine Antwort vielleicht erst im Nachhinein gibt. Weil Gott uns die Antwort erst im Nachhinein gibt.
Ach, was war ich doch klug… Ich hatte so gut reden.
Ich glaube noch immer, dass es für jedes Warum eine Antwort gibt und es ist für mich auch noch immer so, dass wir diesen Grund für ein Warum nicht immer sofort erkennen. Aber in diesem Fall will ich das nicht akzeptieren. Ich will Antworten.

Mama, warum hast du nicht gesagt, wie schlecht es dir wirklich ging?
Arzt, warum hast du nicht schon vorher Alarm geschlagen, als der übermäßige Konsum des Medikaments auffiel?
Krankenschwestern, warum durften wir nicht in der halben Stunde, als es ihr noch gut ging, zu ihr hin?
Krankschwestern, warum habt ihr nicht eher was gesagt?
Gott, warum hast du das zugelassen?
Gott, warum? Warum? Warum?
Warum begreife ich das nicht?
Warum kann ich nicht weinen?
Warum?
Warum muss man sterben?
Warum habe ich solche Angst?
Warum?

Ich weiß, dass es darauf keine Antworten gibt. Es ist das Leben. Tod gehört zum Leben. Mein Kopf, mein Verstand weiß das. Ich bin da sehr aufgeräumt und reflektiert in meinem Denken.

Ich weiß, es hat uns kalt erwischt, ohne Vorbereitung, ohne Warnzeichen. Ich weiß, dass es Zeit braucht. Ich weiß, dass es irgendwann besser wird.

Auch diese Phrasen, die ich von allen bekomme, die sind mir bewusst. Meine Mama hätte nicht gewollt, dass ich mich hängen lasse. Du musst nach vorne schauen, lass die schönen Dinge zu.
Boah, ja, ich weiß. Das waren alles meine klugen Sprüche. Die kann ich in und auswendig. Und das lasse ich auch alles zu. Ich gebe allem was gut tu eine Chance.

Doch ich möchte gerade meine Wunden lecken und einfach mal eine kurze Pause vom Leben machen. Soweit das eben möglich ist. Aber ich muss funktionieren und an so viel denken, dass ich einfach nicht zur Ruhe komme und nachts geht dieser Stress in meinem Kopf weiter.

Ich hätte ihr einfach so gerne noch so viel sagen wollen. Wir waren doch gerade mitten im Leben.  Es gab noch so viel zu erleben.

Ein neues Enkelkind, mein Abenteuer, ein Erbe, eine Reise.

Warum ist Leben so unfair? Und das nächste Warum.

Ich suche im Moment meinen Weg. Wie kann ich damit umgehen, wie nicht gefrustet sein von so vielen unbeantworteten Fragen? Nicht verrückt werden, wenn immer wieder dieses rote, pulsierende Warum im Kopf aufkeimt.

Das mit dem Reden klappt ja nicht so wirklich gut. Und selbst schreiben fällt mir schwer. Wie soll ich etwas ausdrücken, niederschreiben, was mich selbst so sehr verwirrt. Dieses Chaos in meinem Schädel drängt mich in eine Ecke und ich sitze da ohne Ausweg. Ich. Die stets so reflektierte, die durch ihre niedergeschriebenen Worte sonst immer in sich selbst aufräumen konnte. Die hinter ihren Worten stand, die so war, was ihre Worte aussagten.
Aber meine Worte sagen nun Verzweiflung aus. Und Niedergeschlagenheit. Und punktuell bin ich das vielleicht. Aber diese Hoffnungslosigkeit bin ich nicht…. Aber die Mitmenschen denken das von mir, unterstellen mir, ich würde mich zu sehr hängen lassen….
Dabei bin ich nur mit mir selbst überfordert und weiß nicht, wie ich und wo ich meinen Weg weitergehen kann. Da liegen gerade überall Steine rum auf denen „Warum“ steht. Und die bremsen mich aus.

Ich versuche dieses Chaos auf meinem Weg und im Kopf mit Musik zu sortieren. Aber auch das stößt vor allem Nachts an seine Grenzen. Tagsüber kann ich die Gefühle und das Herzrasen abmildern und mit Musik mich ausdrücken. Aber Antworten liefert es ebenfalls nicht.

Auch das Schreiben gerade nicht. Es klingt, als wäre ich mega gaga im Kopf. Oder versteht ihr, was ich hier von mir gebe.

Eigentlich will ich nur aufräumen in mir. Und eine befriedigende Antwort auf das Warum. Das finde ich aber erst, wenn ich mich auf den Weg mache. Aber der Weg ist eben durch das Chaos einfach nicht sichtbar.
Also brauch ich erst einen Weg zum Aufräumen um dann den eigentlichen Weg zu beschreiten.

Ein paar Sachen habe ich noch, die ich vielleicht ausprobiere. Ich werde in die Kirche gehen. Ich brauche den heißen Draht zu Gott, der hat sich bisher lang genug ausgeschwiegen, nun soll er mal quatschen.
Dann brauche ich neue Blickwinkel. Vielleicht komme ich aus der Sackgasse nicht mehr raus, aber es ist immer noch möglich die Mauer der Sackgasse zu durchbrechen. Indem ich einfach die Mauer einreiße und nicht zurück gehe sondern vorwärts.

Und ich will die Angst verlieren, die Angst vor der Tatsache Tod…..
Ein wenig hatte ich schon immer Angst davor, trotz meines Glaubens.
Eigentlich war ich schon immer gut im nach Vorne und Alleine gehen. Aber ich glaube jetzt schaff ich das nicht alleine.
Ich brauche wen, der mich an der Hand nimmt….
Vielleicht hat irgendwer eine Antwort auf Warum und kann mir die Angst vor dem Tod nehmen, bevor es mich auffrißt.
Ob das im Endeffekt Gott ist oder eine Trauergruppe. Oder vielleicht doch ein Mensch aus meinem Umfeld, das weiß ich nicht, das werden die nächsten Wochen zeigen, wenn ich mein Gefühlschaos angehe, den Kloß wegschlucke und die ersten Sonnenstrahlen in die Sackgasse scheinen.

Ist das alles irgendwie klar, wie es mir geht? Versteht man mich? Gut, wenn mich jemand versteht, kann wer anfangen mein Chaos zu sortieren. Ich verstehe mich noch immer nicht.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert