Gedankenfetzen,  Mamalächeln

Ein duftender Schal

Ein Mama-Lächel Moment.

Ich liebe Schals und Halstücher. Wie meine Mama auch. Davon konnten wir nie genug haben. Zu jedem Outfit am besten den passenden.
Im Moment sortieren wir aus, räumen auf, strukturieren die Wohnung für meinen Papa etwas praktischer. Er sieht nicht mehr so gut, geht ein wenig unsicher und ist eben ein Mann, der längst nicht soviel Deko braucht und will. Obwohl, bei einigen Sachen gab es schon Veto. Es tat so gut, als er die Engel wieder auf das Regal haben wollte. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Auch Kleidung muss irgendwann sortiert werden. Dabei fühlt es sich irgendwie stets an, als würde ich in das Privatleben meiner Mama eindringen. Egal wie alt, wie eigentlich häßlich (Sorry Mama). Jedes Mal sehe ich sie darin, verknüpfe eine Geschichte, es riecht nach ihr.

Es ist wirklich schwer und diese Aufgabe werden wir sicher nicht in den nächsten Tagen beenden können. Das machen wir gut sortiert in kleinen, homöopathischen Dosen, die man gut verkraften kann. Kontinuierlich in einem Tempo, welches nicht zu hektisch ist. Das tut mir gut. Jedes Mal muss ich wieder aufs Neue loslassen.

Vor etwa 2 Wochen fand ich ihren heißgeliebten Schal. Einen Loop in weinrot. Es überkam mich einfach und ich schlang ihn mir um den Hals. Er roch nach ihr. Ich war ihr so nah wie schon lange nicht mehr.

Langsam verschwindet dieser Duft allerdings aus der Wolle. Ich versuche immer wieder den Duft zu erahnen. Aber es gelingt mir nur schwer. Wie mir auch andere Dinge schwer fallen. Ich weiß nicht mehr wie ihr Stimme klang, wie ihr Lachen klang.
Nur wie sie aussah, wenn sie lächelte, das weiß ich noch. Ich sehe es jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue.

Das macht mir so ein wenig Angst. Ich will mich wieder an diese Sachen erinnern. Ich will nicht das meine Mama verfliegt wie ihr Duft aus dem Schal.
Ich trage den Schal noch immer gern. Er vermittelt mir Geborgenheit und erinnert mich an sie, wie sie mir stolz den Schal zeigt, wie sie die passende Mütze fand, mit einem riesigen Bommel, groß wie ihr Kopf.

Ich sitze gerade an meinem Laptop. Klar, wo auch sonst, wenn ich blogge, und denke darüber nach, wie mich diese letzten Wochen verändert haben.

Ich lache im Moment weniger, bin weniger albern. Ich bin die ernstere Variante von mir.

Ich bin sehr in mich gekehrt und stiller als vielleicht sonst. Und ich entdecke soviel von ihr in mir.

Und mir wird einmal mehr bewusst, dass es egal ist, ob wir was von ihr wegtun, oder ob der Duft aus dem Schal einfach verfliegt. Oder ob ich mich erinnern kann, wie ihre Stimme klang. Ich kann das alles wiederfinden. In mir. Denn ich bin ein Teil von ihr und ich habe soviel von ihr.
Sie wird nicht verfliegen wie dieser Duft, denn sie ist bei mir, in jedem Lächeln, das ich habe. In jedem Augenblick, den ich an sie denke und jedes Mal, wenn ich in den Spiegel blicke bin ich das Ebenbild meiner Mutter. Es tut weh. Und es wird noch so lange weh tun. Das ist mir völlig bewusst. Und auch dieses Bewusstsein schmerzt.

Aber ich nehme es an. Denn genau so wie der Schmerz da ist, sind auch die Erinnerungen da, die mir Halt geben. Und der rote Schal, der flauschig warm Geborgendheit ruft, auch wenn er nur in der Gardrobe darauf wartet, wieder getragen zu werden.

Meine Erinnerungen schließe ich tief in mir ein. Sie hängen vielleicht auch an einer Gaderobe in meinem Herz und vermitteln mir Wärme und Geborgenheit und warten wie Mamas Schal darauf, von mir getragen zu werden. Bewusst, mit Wehmut, aber auch mit Freude, das ich sie habe.

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