Gedankenfetzen,  Ich,  Mamalächeln

Große und kleine Wellen

Trauer kommt in Wellen. So erlebe ich das im Moment.

Dabei können die Wellen ganz klein und sacht sein und fast unbemerkt wieder verschwinden. Bei diesen kleinen Wellen denke ich an Mama, es versetzt mir einen Stich ins Herz und ich muss lächeln. Die kleinen Wellen, die sind irgendwie sehr angenehm und kommen jeden Tag. Wenn ich ein Foto sehe, wenn ich ihren Schal ummache, wenn ich Dinge benutze, die ich von ihr geschenkt bekommen habe. Immer dann, wenn ich etwas mit ihr Verbindung bringe. Dann immer kommt eine kleine, plätschernde Welle an das Ufer meines Bewusstseins, nimmt diese Erinnerung in mir und erfüllt jede Faser meines Körpers mit Liebe.

Aber dann gibt es diese großen, heftigen Wellen. Sie kommen unvermittelt, ohne Vorwarnung. In Situationen, die gar nichts mit Mama auf den ersten Blick zu tun haben. Ein Streit mit Sascha, ein kaputtes Glas, ein Film, Musik.
Es gab die letzten Wochen Situationen, in denen eine riesige Tsunami Welle auf mich zurollte. In der bin ich dann im wahrsten Sinne des Wortes ertrunken.
Die ersten Wellen, die kamen, die hab ich versucht durch eine Damm abzufangen, ich merkte, wie sie auf den Damm zurollten, mein Herz verkrampfte sich, ich biss auf meine Zähne. Aber die Welle nahm mich nicht hinfort.

Doch der Damm wurde porös und löchrig. Und nun habe ich keinen Schutz mehr gegen diese riesigen Tsunami Wellen, die einfach so auf mich einprasseln. Ich ertrinke irgendwie dann in meinen Tränen. Aber das ist auch gut so, denn nur so werden sie kleiner und verziehen sich. Ich glaube auch, dass sie mit jedem Mal mit weniger Wucht kommen. Nicht immer, aber immer öfter. Mit jedem Mal weinen verlieren sie ein paar Zentimeter an Höhe. Und wenn sie wieder zurück auf den Ozean gehen, nehmen sie ganz viel Trauer mit sich und ich fühle mich ein wenig freier. Ich kann durchatmen bis zur nächsten Welle, die dann hoffentlich noch ein Stück kleiner ist.

Mit dem lieben Lox bin ich vor ein paar Tagen in ein längeres Gespräch gekommen. Naja, er hat geredet und ich habe zugehört. Er sagte, er stelle sich immer vor, wie das wäre, wenn seine Eltern mal sterben.

Glaubt mir, so etwas kann man sich nicht vorstellen. Sowas ist nicht mehr im Bereich der Fantasie. Das muss man erleben, nur dann weiß man, wie es sich anfühlt.

Mir geht es noch immer nicht gut. Aber ich habe zumindest einen Teil meiner Zuversicht wieder, dass das alles mit jedem Tag besser wird und die Wellen, die an mein Ufer plätschern immer weniger die großen und bedrohlichen Tsunami Wellen werden.

Ich will mich nicht in ihnen verlieren, denn ich habe Angst davor, nicht mehr aufzutauchen, wenn sie über mir brechen.

Ob das meine heimliche Angst ist, die mir diese Panik, Angst und Beklemmungen machen, die einfach nicht weggehen? Habe ich Angst mich in der Trauer zu verlieren? Ist das des Rätsels Lösung? Lasse ich mich vielleicht einfach noch nicht genug auf die großen Wellen ein? Kann es sein, dass ich es einfach doch mal zulassen muss, dass ein Tsunami mich mitnimmt?

Ich weiß es nicht. Ich werde wohl abwarten müssen, wie sich das tosende Meer der Trauer entwickelt…
Und wenn ich dann doch nicht weiterweiß, dann nehme ich den Rat meines Arztes vielleicht doch an…

Mit einem Profi reden…. Vielleicht bringt ein Therapeut mir bei auf den riesigen Wellen zu schwimmen, ohne dass ich ertrinke.

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