Musik,  Seelenbilder,  Trauer

Stimme, der Spiegel deiner Seele

Seit Donnerstag reflektiere ich mich nun selbst. Wann bekommt die Stimme die Tendenz in die Kopfstimme, wie verhält sich mein Körper, was ist angespannt, wie geht es mir damit?

Einiges wusste ich schon vorher. Wenn Oscar mich zum Beispiel nervt, weil er so zieht oder mal wieder nicht die Bohne hört, dann qietsche ich schon sehr. Oder wenn ich angespannt bin, weil ich nicht weiß, ob ich alles zur vollsten Zufriedenheit für meinen Papa gemacht habe. Stress und Druck, den ich mir zum Teil selber mache, dass ist ein Auslöser. Das wusste ich selbst, aber in den letzten Tagen habe ich da extrem drauf geachtet, und mir ging es besser. Ich war insgesamt viel ausgeglichener und entspannter. Es hatte sogar Auswirkungen auf die Schalfqualität (nicht die Quantität, leider). Ich war innerlich sehr ruhig, weil ich mich immer wieder selbst ermahnt habe, das ich vor allem Abends sehr schnell zu Ruhe gekommen bin und wenigstens schnell einschlafen konnte. Wer weiß, vielleicht klappt das dann auch bald wieder mit dem Durchschlafen.

Auch bei positiven Stimmungen quietsche ich gerne mal, Freude oder Glück. Oder wenn ich den Hund lobe, weil er was ganz toll gemacht hat.

Aber eines habe ich die letzten Tage auch von mir begriffen.

Ich will nicht, dass man mir anmerkt wie es mir geht, und in diesen Situationen spanne ich an und die Stimme geht hoch… und… ich fange an zu schwitzen. Völlig dumm und widersinnig.
Weil ich nicht will, das man mir die Trauer ansieht, das ich im Moment so gar nichts geschissen bekomme. Das ich mir für (fast) alles einen Arschtritt geben muss, um es zu machen. Im Moment gibt es nur wenige Dinge, die mir einen Sinn und Halt geben. Das ist der Rehasport im Bewegungsbad, die Krankengymnastik, der Chor und der Gesangsunterricht. Und seit einer Woche auch die Proben um Probenraum. 2-4 Stunden können Sascha und ich uns da der Musik widmen.
Alles andere? Haushalt? Lesen? Einkauf? Nur weil ich muss… Nicht weil ich will. Und immer ist da dieser Kloß im Hals, der zwar bei den schönen Aktivitäten in den Hintergrund rückt, aber den ich nie ganz herunterschlucken kann.
Dieser signalisiert mir stets: Es ist noch nicht vorbei, dir geht es nicht gut.
Warum will ich denn, dass die Menschen es nicht mitbekommen? Vor allem auch so Menschen, mit denen ich häufig zu tun habe?

Ich will nicht, dass die was falsches denken? Dabei ist das ja Bullshit. Was sollen die schon denken?
Das ich bei Fremden nicht schwach sein möchte, das ist mir klar. Ich will nicht erklären müssen, warum ich weine. Das will nicht vor allen die Heulsuse darstellen. Warum auch immer.

Die letzten Tage, seit ich die Stimme nicht mehr „gekünstelt“ hochpusche, fällt es mir schwer, meine „Rolle“ der gutgelaunten Kari zu spielen. Ich weiß nicht, ob die liebe Jasmin das beabsichtigt hat, ob sie das geahnt hat, das meine Stimmung nur eine „Rolle“ für andere ist. Aber mit dieser Achtsamkeitsübung meine Stimme betreffend löst sich gerade so einiges. Da hat sie irgendwie in ein Wespennest gestochen.
Meine Stimme ist also auch eine Fassade. Hey, schaut, wie gut es mir geht. Ich bin stark und ich schaffe das. Obwohl ich lieber, auch beim Gesangsunterricht, heulen würde. Vor allem dann, wenn ich locker singe und die Töne alle Gefühle aus meiner tiefsten Seele mit nach oben durch das geöffnete Walloch pusten.

Das ist dann wie buddeln in der Erde. Man stößt irgendwann, wenn man nur tief genug gräbt auf Wasser. Das macht die Stimme und der Gesang auch mit mir. Vor allem, wenn Text und Melodie in mir was auslösen und ich scheinbar schwerelos singe. Wenn alles fließt und leicht ist. Meine Stimme durchdringt meinen ganzen Körper und es kommt auch das zum Vorschein, was ich vorher brav verbuddelt habe.
Aber… das… macht Angst.

Was Blödsinn ist. Ich weiß. Aber in Kontrolle abgeben war ich ja noch nie gut. Ich hab lieber auf alles eine leitende Hand.

Was bringt mir diese Achtsamkeitsübung der Stimme nun mehr, als viele Einsichten?

Das es sich wundervoll anfühlt, wenn alles so locker ist. Und das ich den Preis der Tränen gerne dafür zahle…. Ich sollte Taschentücher mitnehmen nächsten Mittwoch.

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