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Selbstbezogene Ich-Egozentriker

Die Überschrift meines Blogartikels ist mehr als nur doppelt gemoppelt. Aber es beschreibt so herrlich um was es heute geht. Bevor wieder jemand sagt, ja aber, möchte ich darauf hinweisen, dass ich mich selbst einschließe, so zu sein, wie ich es gleich beschreibe. Weil das unsere Zeit ist, unsere Denkweise, unsere Mentalität. Wir haben es alle, die einen mehr, die anderen weniger und manche wollen es gerne, sind aber zu lieb, zu still, zu brav, zu grau, lichtscheu.

Was beobachte ich immer wieder? Vor allem in meinen Hobbies?

Wenn ich etwas gut kann, ich stolz darauf bin, dann kann ich es mittlerweile der ganzen Welt zeigen. Ich heische um jedes nette Wort, um Anerkennung um Bestätigung meines Könnens. Egal in welchem Gebiet. Im Schreiben, im Stricken, im Häkeln, im Dekorieren, Fotografie, Cosplay, Musik usw.

Was früher noch im Freundeskreis vor Ort und in der heimischen Familie mit Schulterklopfen und direktem „Das machst du aber gut!“ honoriert wurde, wird im Netz als „Einer von vielen“ abgetan.

Ich beobachte das ganz stark in der Musik. Mein Mann, leidenschaftlicher Musiker, ja Musiker, nicht Sänger oder YouTuber, denn er hat Ahnung von dem was er da tut. Er lernt es, von der Pieke auf. Gesangsunterricht nimmt er, um seine Eigenheiten in der Stimme zu einer Stärke zu machen. Er erlernt Gesangs- und Atemtechnik, übt Gitarre und Keyboard und schreibt eigene Songs. Ein Musiker eben, mit Leib und Seele.

Stellt er was auf einem dieser tollen Portale hoch, dann gibt es nur selten mal ein Like, wohl aber die, die sagen, ICH kann das auch.

Was will ich damit sagen? Diese Ellbogenmentalität ist vor allem im WWW ganz schlimm geworden. Anstatt sich mit anderen zu freuen, zu lächeln, zu applaudieren, scharrt der nächste mit den Hufen und will dich wegschubsen. 2 Sekunden mal ein „Gut gemacht“, das muss reichen, weg da, ich kann das, ich mach das besser, ich bin geiler.

Es heißt zwar immer „soziales Netzwerk“, aber in erster Linie sind diese Netzwerke nur eins: Eine Plattform für jeden von uns zu perfekten Selbstdarstellung. Und ja, auch ich schließe mich mit meinem Blog davon nicht aus. Auch dieses ist eine Form von Selbstdarstellung.

Aber eines mache ich nicht, Leute aus dem Rampenlicht schubsen, egal ob ich denke, dass sie dahin gehören oder nicht. Wenn sie meinen, dass sie so toll sind, was können, dann lasse ich sie gerne gewähren. Endlich kann ich mal eine hinterfotzige Kackbratze sein und mir still meinen Teil denken. Ich gönne euch allen euren Ruhm, schön wäre es halt, wenn auch ich mal für meine Leistungen anerkannt werde, auch wenn ich nicht ständig „HIER“ brülle.

Ich kann auch Fotografieren, mache das schon ewig, aber das sieht keiner. Ich Häkel, von Kindesbeinen an, da sagt niemand, wie toll ich das doch mache, auch wenn ich es den Freunden zeige. Ich schreibe, andere Freunde brüllen, ach, kann ich auch. Ich schreibe Liedtexte, will nur keiner hören, können andere auch. Ich will hier jetzt nicht auf die Tränendrüse drücken. Aber ich will nun auch eine Ich-Bezogene Kackbratze sein. Gesehen werden, mal wahrgenommen werden, das wäre schön. Aber je größer so ein „soziales Netzwerk“ ist, desto eher geht man eben unter, vor allem dann, wenn du leise und anders bist.

Schaut halt auch mal neben euch, in den Schatten und überlegt, ob der Lichtschein nicht groß genug für andere ist. Die euch vielleicht gepusht haben, euch geholfen haben, das zu tun, was ihr nun tut. Und wenn die das Gleiche machen wie ihr, dann zeigt euch erkenntlich und unterstützt sie ebenfalls. Machen sie was anderes, noch besser, lauft ihr ja nicht Gefahr, vom Olymp geschubst zu werden. Dann ist das mit der Hilfe vielleicht nochmal einfacher.

Egal in welchem Bereich. Denn jeder Mensch hat für seinen Mühen, seine Arbeit und sein Herzblut Anerkennung verdient. Nichts anderes will man nämlich, wenn man seine Sachen im WWW zeigt. Anerkennung und vielleicht mal ein kleines Lob. Nicht die Menschen, die dann Gewehr bei Fuß stehen und sagen, ich kann das aber viel besser als du.

„Weg da, hier komme ich“ ist voll OUT. Lasst uns das machen, wofür „Sozial und Netzwerk“ steht. Sich in einem Netzwerk gegenseitig unterstützen. Vielleicht wird die Welt dann wieder ein wenig freundlicher, ohne diese ganzen Selbstdarsteller und von der Bühne Schubser.

(Für alle: Dieser Artikel ist sarkastisch und zynisch und man muss bitte ein wenig zwischen den Zeilen lesen…. Nur so als Tipp!)

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