360° Blickwinkel,  Ich,  Menschen

Ja, aber

Ich war schon immer ein Kopfmensch. Loslassen und zulassen fällt so scheiße schwer. Gut, gestern hatte ich mit einer Sadisitin zu tun. Die ließ mich „Let it go“ singen, ein Lied was ich liebe aber auch hasse gleichermaßen. Ich habe es schon so oft gehört und es lockt mich eigentlich nicht mehr hinterm Ofen hervor. Irgendwann ist es eben nur noch ein nerviger Ohrwurm. Aber ich dachte, ja, auch wenn ich diesen Song nie singen wollte, weil das eben alle machen, lass dich mal drauf ein.

Und das hab ich getan. Kopf aus, Bauch auf, Hals auf…. und Emotionen da? Bei einem verfickten Disneylied? Wirds gehen? Die liebe Jasmin sagte, dass wäre normal, das müsse man einfach zulassen. Großes Kino. Eine verrotzte und heulende Kari. Egal, heute geht es mir einigermaßen wieder gut.

Warum nur einigermaßen? Mein rational, stets denkender Schädel hat wieder Welten in Trümmer gelegt.

Eine liebe und wichtige Freundin wollte ein gemeinsames Projekt mit mir starten. Ich war sofort Feuer und Flamme. Ihre Passion mit meiner Passion verbinden und etwas gemeinschaftlich auf die Beine zu stellen, was beiden zugute kommt. Doch beim Schreiben des Textes, der gewünscht war, stieß ich an meine Grenzen. Und ich merkte, da ist mehr, viel mehr in dieser Idee. Ich habe versucht, das ihr begreiflich zu machen. Aber im Moment macht sie dicht. Mein „Ja aber“ macht das.

Das passiert ständig. Menschen, die mir nahe stehen, kommen mit tollen Ideen, mit Wünschen und Träumen. Das finde ich gut, keine Frage. Habe ich auch. Aber ich hinterfrage. Geht das so, geht noch mehr, ist es wirklich erstrebenswert, muss das jetzt wirklich sein sein, stimmt der Zeitpunkt? Es hat eben alles seine Zeit, und die muss passen.

Ich fahre mit dieser Art eigentlich sehr gut, weil mein Bauchgefühl mich noch nie im Stich gelassen. Ich will ja auch keinem vor den Kopf stoßen. Aber ich weiß wie es ist, wenn man vor lauter Euphorie Chancen übersieht oder über das Ziel hinausschießt. Meistens ist ein Mittelweg der beste, erfüllenste. Auch wenn er vielleicht der langsamste ist, ist er der vielversprechenste. Auch wenn die Glückshormone dich nicht wie im Drogenrausch fliegen lassen, ist dieser Weg der stetigste, weil man auch mit Kurven rechnet, die man in der Euphorie vielleicht übersehen würde.

Aber mit dieser Arte ecke ich eben an, verärgere Menschen, so dass sie sauer sind. Ich zerstöre Träume, ich zerstöre Wünsche. Aber eigentlich versuche ich die Wünsche  nur realer und besser zu machen, auch wenn ich damit eine erste Seifenblase erstmal sprengen muss. Es ist eben doch manchmal gut, ein „ja aber“ zuzulassen und wenigstens nüchtern drüber nachzudenken.

Diese Eigenschaft ist für viele Menschen anstrengend. Sie wirkt emotionslos. Dabei bin ich genau das Gegenteil. Denn die Emotionen bringen mich zum Nachdenken und Abwägen.

In diesem Sinne. Ich habe die Rolle der Spielverderberin intus, überall, aber da bin ich stolz drauf, hat es doch schon so manche Katastrophe verhindert!

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