Chor,  Kopfkino

You’ve got a friend

Ein neues Kopfkino. Von meinem Ohrwurm, den ich seit ein paar Wochen habe. Der Chor sei mal wieder Dank. Heute entführt mich Carole King mit ihrem Lied „You’ve got a friend“.

When you’re down in troubles
And you need some love and care
And nothing, nothing is going right

Hannahs Welt geriet aus den Fugen. Sie war vor einem halben Jahr ganz allein von zu Hause in die große weite Welt gezogen. Ihre Freunde und ihre Familie hat sie zurückgelassen. Für den Traum vom Job im Ausland. In einer großen Zeitung als Journalistin. Doch sie war hier noch nicht der große Star, wie ihr das alle nach dem Studium in Deutschland versichert hatten. Sie war eher die für die Kaffeemaschine zuständig.
Doch heute konnte Hannah nicht zur Arbeit. Sie hatte sich eine fette Grippe eingefangen und lag nun mutterseelenallein und von Heimweh geplagt in ihrem kleinen Appartment und hustete sich die Seele aus dem Leib. Sie vermisste ihre Mama. Die hätte ich jetzt eine Suppe gebracht, hätte nach dem Rechten geschaut. Sie wäre einfach für Hannah dagewesen. Doch Hannahs Mama war auf der anderen Hälfte des Globus und Hannah konnte nichts dagegen tun. Sie fühlte sich miserabel.

Close your eyes and think of me
And soon i will be there
To brighten up even your darkest night

Hannah schloss die Augen, sie hatte Kopfschmerzen. Das Fieber musste wieder gestiegen sein. Um sich selber zu beruhigen dachte sie an die Worte ihrer Mutter, kurz bevor sie in den Flieger stieg.
„Hannah, mein Kind. Du musst einfach an mich denken, wenn es dir nicht gut geht oder du dich alleine fühlst. Ich bin stets in deinem Herzen und dort werde ich deine dunkelsten Stunden erhellen.“

You just call out my name
And you know wherever I am
I’ll come running to see you again
Winter, spring, summer or fall
All you got to do is call
And I’ll be there
Yes I will
You’ve got a friend

Hannah schlief ein. Mit ganz vielen Träumen von ihrer Mama in ihrem Kopf. Sie träumte von vergangen Tagen. Wie sie im Schnee einen Schneemann bauten, im Frühling gemeinsam ihren Balkon aufhübschten, wie sie im Sommer immer gemeinsam ans Meer gefahren waren, und wie sie im Herbst gemeinsam lange Spaziergänge durch den Wald machten. Hannah Mama war immer an ihrer Seite. Als Kind hielt sie Hannah an der Hand. Und je älter Hannah wurde, desto mehr ließ ihre Mutter sie los, war aber im Hintergrund immer schützend und achtend hinter Hannah. Sie war Mutter, beste Freundin und Engel. Sie gab Hannah Wurzeln und Flügel.

If the sky above you
Grows dark and full of clouds
And that old north wind begins to blow
Keep your head together
And call my name out loud

Hannah wusste, nicht, von was sie hochschreckte. Jedoch war ihr Schlafshirt durchgeschwitzt und ihr Hals tat schrecklich weh. Ein kurzer Blick durch das Fenster zeigte ihr, dass wohl gerade ein Gewitter aufzog. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie mochte doch kein Gewitter. Als die ersten Regentropfen an das Fenster platschten, schälte sich Hannah aus allen Decken und ging zum gekippten Fenster um es zu schließen. Gerade in dieser Sekunde erhellte ein gleißender Blitz den bedrohlich dunklen Himmel. Vor Schreck ging Hannah in die Hocke und hielt sich die Ohren zu. Warum sie jedoch weinte, konnte sie sich nicht erklären. Der Infekt musste daran Schuld sein.

Soon I´ll be knocking at your door

Der Donner grollte laut und dumpf. Und kurz darauf klopfte es laut an der Tür. Doch Hannah konnte erst das zweite, lautere Klopfen wahrnehmen.
„Hallo?“ rief sie laut.

You just call out my name
And you know wherever I am
I’ll come running to see you again
Winter, spring, summer or fall
All you have to do is call
And I’ll be there

„Hannah? Bist du da?“ Hannah erkannte die Stimme ihrer Mutter. Das konnte doch nicht wahr sein. Mit einem großen Schritt war Hannah bei der Tür und öffnete ihrer Mutter. Sie umarmte sie fest und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.
„Woher wusstest du…“ schluchzte Hannah undeutlich.
„Das ist der Mutterinstinkt. Du klangst die letzten Tage nicht gut. Also habe ich mir kurzerhand einen Flug gebucht um nach dir zu sehen. Und so wie es aussieht, hat mich mein Instinkt nicht getäuscht. Ab in Bett mit dir. Ich koche dir jetzt eine Suppe!“

Ain’t it good to know that you’ve got a friend
When people can be so cold
They’ll hurt you and desert you
And take your soul if you let them
Oh, but don’t you let them

Als Hannah langsam die heiße Suppe löffelte, setzte ihre Mutter sich zu ihrer Tochter aufs Bett. Sie sagte nichts, das musste sie auch nicht. Hannah wusste, was sie sagen wollte. Das, was sie immer zu Hannah sagte, wenn sie krank war und weinte.
„Egal was kommt, egal was geschieht. Lass dich niemals unterkriegen. Nur wenn du zulässt, dass man deine Seele nimmt, dann kann man sie dir nehmen.“

You just call out my name
And you know wherever I am
I’ll come running to see you again
Winter, spring, summer or fall
All you have to do is call
And I’ll be there
You’ve got a friend

Der Teller war leer und Hannah ging es besser.
„Danke“, flüsterte Hannah erschöpft.
„Dafür nicht. Ich bin deine Mama. Ich bin da, wenn du mich brauchst. Und jetzt schlaf dich gesund, ich wasche mal das Geschirr ab.“
Sie gab Hannah einen Kuss auf die Stirn und Hannah wusste, ihre Mama würde immer ihre beste Freundin sein.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert