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Von übergewichtigen Hupfdohlen

19. Drehung

Heute geht es bei mir um Musik. Dabei geh ich in die Japanszene. Dort werden sogenannte Idol-Bands zusammenstellt und gewinnbringend vermarktet. Wie genau das funktioniert, das ist echt kompliziert und würde hier den Rahmen sprengen.

Aber es ist ein hartes Geschäft für die Mädels und ich behaupte einfach mal, dass sie in ganz vielen Entscheidungen nicht mitreden dürfen. Selbstbestimmung ist da Fehlanzeige. Willst du in dieses Konstrukt passen, mach was der großartige Manager sagt. Und viele Fans stehen drauf. Nicht nur auf die Musik, sondern auf das ganze Drumherum, was an eine regelrechte Reality-Show erinnert. Privatsphäre ist da Fehlanzeige. Die können nicht mal kacken gehen, ohne das ne Kamera draufhält. Alles wird da zu Geld gemacht. Die Mädchen können nichts mehr für sich tun. Sie singen und tanzen nicht nur, sondern sie spielen in Serien mit, haben ein Café, werden zur Animeserie. Einfach alles wird vermarktet. Das die nicht noch die benutzen Tampons verkaufen, ist schon erstaunlich. Oder gibt es die etwa doch im Angebot?

Und der Konkurrenzkampf ist groß, das Managment schürrt dieses sehr. Bist du nicht so, wie die es erwarten, warten schon die anderen auf deinen Posten. Freundschaften entwickeln sich da wohl eher weniger. Vielmehr möchte jeder seine Fingernägel nutzen und den anderen die Augen auskratzen. Es ist gewünscht, das kleine Mädchen dann auch mal zur Furie mutieren.

Aber egal. Das bleibt wohl jedem selbst überlassen. Sowohl den Menschen, die das toll finden, als auch den Mädels, die das so mit sich machen lassen. In Japan vielleicht funktioniert das sicher auch eher, als hier (den Bohlen lass ich mal außen vor, ich will nicht wissen, wie RTL und Konsorten das handhaben) in Deutschland.
Für den Erfolg tut man ja alles. Ich frage nicht nach dem Warum. Erfolg macht schön, bringt Geld, macht aber sicher nicht problemfrei.

Dieses neue Band ist nun anders als alle bekannten Girlbands. Nicht wegen der Musik, sondern wegen ihrem Aussehen. Sie sind stemmiger, bringen mehr Gewicht auf die Waage.

Die Botschaft dahinter finde ich nun erstmal gut. Mädels, egal wie ihr seid, ihr seid gut so. Seid selbstbewusst und habt Mut. Jeder kann was. Das kann ich grundsätzlich erst einmal gutheißen.

Aber dann kommt da so ein alter Sack, der sich Manager schimpft und der dann natürlich was mit dem Image der Band verdienen will. Und da stößt mir dann so eine Aussage, wie, wenn aber eine abnimmt, dann darf sie nicht mehr mitmachen, sauer auf.

Diese ganze Maschinerie, in das die Mädels sich da hineinbegeben und eigentlich ja ihren Körper verkaufen, da kräuseln sich mir die Fußnägel.

Ich weiß, wir waren alle jung und haben Fehler gemacht. Aber daran konnte sich nicht die Öffentlichkeit ergötzen, wie an diesen Püppchen und Marionetten, die Opfer eines ganzen Industriezweigs werden. Und dann kommen da Menschen, die über den Körper bestimmen. Bist du zu dick, bist du raus, bist du zu dünn, bist du raus.

Eigentlich kann man das auf unser ganzes Leben reproduzieren. Entsprichst du nicht der Norm, bist du raus. Wir sind alle mehr oder weniger fremdbestimmt.
Warum das so ist? Weil die Gesellschaft eine Norm vorgibt und Angst hat, vor allem,
was anders ist.

Bevor man da negativ auffällt, kuscht man.
Bevor die Mädels aus der Band fliegen, bleiben sie dick und lassen sich auf das Klo verfolgen.

Natürlich lass auch ich mir Normen und Klischees aufdrücken. Aber immer da, wo ich kann, zeig ich, ich bin anders. Das fängt mit Hello Kitty an und hört in keinem Bereich auf. Ich möchte mich von keinem bestimmen lassen, sondern das machen, wobei ich mich wohl fühle. Natürlich immer innerhalb der Gesetzesgrenzen und ohne andere zu schaden. Denn da hört der Spaß dann doch auf.

Ich kann nur hoffen, dass die Mädels aus dieser neuen Band auch ihren Weg gehen und sich auch ohne Manager und Fremdbestimmung immer so geben, wie sie es wollen. Es sollte von ihnen kommen, wie sie sein wollen. Wenn da ein Manager steht, der noch mit hochkalorischem Essen die Mädels mestet, dann sollte man diesen Kerl bitte schnell wegsperren und die fünf wegen zu wenige Selbstbewusstsein zur Therapie schicken.

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