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Von Jägern und Sammlern

Am Mittwoch habe ich einen Spruch von meinem Mann kassiert, der mich in erster Linie erst einmal richtig stinkig machte, dann zum Lachen brachte und zu guter Letzt eine Drehung verursachte. Nach einem Disput über die Notwendigkeit des täglichen Katzenstreufegens im Bad und auf dem Katzenklorand, den ich erforderlich finde, Sascha jedoch selbst einmal die Woche schon für übertrieben hält, weil „wie oft gehen wir schon Barfuß ins Badezimmer?“ kam die Diskussion, wie auch immer, auf meine Anzahl von Taschen und Halstüchern. Sein Satz lautete:

„Du hast einfach von allem viel zu viel!“

Vorwurfsvoll, aber auch gleich mit dem Oh-Mein-Gott-Was-Hab-Ich-Ihr-Da-Denn-Für-Eine-Steilvorlage-Geliefert-Gesichtsausdruck sah er mich an. Ich war wie von den Kopf gestoßen und konterte:

„Ach, das sagt der Richtige! Der mit den Kabeln und mehr PC´s als ein Mensch braucht!“

Gleichzeitig musste ich jedoch lachen, weil das sicher ein Gespräch ist, was es zu Hauf zwischen Mann und Frau gibt. Weil das eben typisch Mann und typisch Frau ist.

Ich habe mich später gefragt, warum ist das so?

Ganz klar, das liegt in der Evolution bedingt. Wir Frauen waren schon immer die Sammlerinnen. Wir sind früher, mit dem Kind auf dem Rücken, in den Wald gestiefelt und haben Beeren, Kräuter und Samen gesammelt. Dabei haben auch die Neandertaler Damen bestimmt auch schon auf Ästhetik geachtet und Blümchen gepflückt oder sich mit Schlamm im Gesicht fein geschminkt. Optik war Frau schon immer wichtig.

Auch heute noch. Mein Mann fragt mich, welches Handy würdest du denn nehmen? Ein Android oder ein Windows Phone. Meine stupide Antwort war: Das, was schöner ist.

Aber so sind wir Frauen nun mal. Und das schadet doch auch keinem. Ich will damit keinem wehtun. Ich will meinen Mann nicht aus der Wohnung verdrängen. Und sollte für die nächste Tasche, das nächste Halstuch oder das nächste Buch die Frage aufkommen: Entweder ich oder der Gegenstand, Frau, dann entscheide ich mich natürlich für den Mann.

Ich als Frau, will auch gar nicht, dass er das versteht oder so. Ich möchte, dass er es respektiert, dass mir sowas eben Freude macht. Ich habe viele Taschen und so viele Halstücher, das ich wahrscheinlich Jahre bräuchte, damit ich jedes einmal umgemacht habe. Aber andere Frauen sammeln Schuhe. Und es gibt ja auch so viele unterschiedliche Tücher und Taschen. Sie helfen mir individuell zu sein. Punkte, Streifen, Animalprint, lustig, stylisch, einzigartig. Ich will mich damit ausdrücken. Chanel käme zum Beispiel gar nicht in meinen Taschenbestand, Nieten dagegen schon.

Ich versuche mich ehrlich zurückzuhalten, und ich finde, es ist auch schon besser geworden. Aber es kommet halt vor, dass die Tasche mich findet und sagt, KAUF MICH.

Das ist halt eine Leidenschaft, was soll ich denn tun? Das ist das Sammlergen in mir.

Mein Mann kann doch gegen seine Instinkte auch nichts tun. Er ist ständig auf der Jagd nach der neusten Technik, um sein Studio zu erweitern. Ich sage bewusst Jagd, denn er muss Preise vergleichen, auf den richtigen Zeitpunkt des Geldes warten und dann, blitzschnell im günstigsten Moment zuschlagen. Denn Technik hat natürlich seinen Preis.

Da habe ich es als Sammlerin schon besser. Gebrauchte Taschen und günstige Tücher gibt es viele in der freien Wildbahn, so dass ich einfach nur auf die Lichtung gehen muss und abpflücken kann. Uga Uga, Leben und leben lassen, Uga.

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