360° Blickwinkel,  Menschen

Sag das Zauberwort

Schon in einem Anime-Klassiker-Song heißt es: „Sag das Zauberwort, und du hast die Macht“. Damit meint das Sailormoon Opning sicher nicht das, was ich meine, aber es gibt wohl keine treffenderen Worte für mein heutiges 360 Grad Blickwinkel-Thema.

Bitte und Danke, das sind zwei Worte, ich als Kind schon sehr früh beigebracht bekommen habe. Auch meine kleine Nichte (2 Jahre alt) kann das schon sagen und auch immer zu den passenden Momenten. Ich denke, diese Worte tun niemanden weh, wenn man die sagt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, diese Worte sind vom Aussterben bedroht. Man sollte sie dringend schützen, um ihr Fortbestehen und ihre Wichtigkeit im Alltag, vor allem im Alltag, beizubehalten.

Ich habe Verständnis dafür, wenn man sich mal als Mensch nicht wohl fühlt, und dann der Ton vielleicht ruppiger wird, im Alltag auch kein Beinbruch. Ist mein Mann krank oder ist dem ne Laus über die Leber gelaufen, dann darf der sich natürlich hier bei mir aber auch bei Freunden auskotzen. Dass da dann vielleicht ein Bitte oder Danke mal auf der Strecke bleibt, das kann ich verschmerzen, weiß ich doch, dass er diese Wörter kennt. Aber er darf zu Hause halt er selber sein. Trotz allem, vergisst er den guten Ton selten.

Doch ich habe da einen Bereich, wo das gute Benehmen auf keinen Fall vergessen werden sollte. Bitte und Danke sollten vor allem in Öffentlichen Bereichen zum Standard gehören. Es ist mir zwar nicht egal, wie gestresst die Leute sind, aber im Job bekleiden sie eine Rolle, da sind sie nicht privat, wo sie sich auskotzen dürfen. Da sind sie Verkäufer, Postbote oder Busfahrer. Das sind stressige Berufe, das weiß ich. Und da kann man auch mal genervt sein. Aber das darf man nicht am Kunden auslassen. Das darf ich als Arzthelferin auch nicht, und da bekomm ich manchmal Nadeln und anders Folterwerkzeug in die Hand.
Ich möchte euch diese Dinge nicht einfach unbegründet um die Ohren werfen. Denn ich habe in den letzten Wochen so einiges erlebt, wo sich mir die Nackenhaare aufstellen und ich mich frage, was mit unseren Wertvorstellungen los ist. Gleichen wir uns jetzt beim Reden Facebook und Konsorten an?

1. Fall letztes Jahr. Ein noch sehr junger Busfahrer (die erkennt man eigentlich gar nicht mehr, denn die haben ihre Zivilkleidung an), ich nehme an, dass es einer war, denn er saß hinterm Steuer. Eine alte Dame stieg ein. Wollte ein Ticket haben. Hatte aber nur 10 Euro und der Fahrer keine Zeit für Wechselgeld.
„Dann setzen sie sich eben da hin und warten bis ich Zeit habe ihnen das Geld rauszugeben.“
5 Minuten später. Er gibt das Wechselgeld raus, die Dame sagt freundlich: „Danke, das ist wirklich nett von ihnen.“ Antwort: „Jetzt setzen sie sich wieder, ich muss weiterfahren.“

Klingt irgendwie sehr ruppig? War es auch. Ich denke mal so ein Bitte oder auch ein Danke hätte dem jungen Herrn nicht wehgetan. Und das hätte er sogar während der Fahr sagen können, ohne Zeit zu verlieren.

2. Die Postbotin. Die brachte mir ein Buch, welches nicht in den Briefkasten passte. In der Gegensprachanlage hatte ich gehört, dass sie auf mehreren Etagen geklingelt hatte. Ich wusste also nicht, wann sie bei mir ist. Und so wartete ich brav, bis es bei mir oben klingelte. Diese fuhr mich ohne Guten Morgan an: „Sie könnten mir ja auch mal entgegenkommen!“

Mit dem Wort Bitte hätte ich diesen Satz zwar genauso unverschämt gefunden, aber es wäre netter gewesen. Ich meine, was denkt die sich. Wir sind 7 Stockwerke a 4 Parteien. Soll ich im Treppenhaus Lotto spielen, wo sie ist? Außerdem kam es schon oft genug vor, das ein Postmensch klingelte bei mir, aber dann gar nicht zu mir kam um was zu bringen. Da hätte ich ja dann lange suchen können.
3. Aldi vor 2 Wochen. Wir stellen schon seit Jahren unsere Wasserflaschen auf das Band. Dann die Ansage: „Die Flaschen nicht auf das Band stellen.“

Der Ton ließ zu wünschen übrig, diese Frau hatte echt eine grausame Laune…. Und ein Bitte oder Danke hörte man vergeblich, obwohl ich noch nett und laut gesagt habe: „Das ist aber freundlich hier, da geht man doch gerne einkaufen.“

Mir ist klar, dass das alles nur Menschen sind, die Stress haben, schlecht drauf sind oder Scheiß-Jobs haben. Aber in deinem Job bist du nicht du, du bist Busfahrer, Postbote oder Verkäuferin und in diesem Job spielst du deine Rolle, denn das wird erwartet.
Das bringt jeder Job so mit sich. Wenn man das nicht kann, dann sollte man ans Fließband, da darf man dann rumkacken.
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und bitte höflichst um erneuten Besuch auf meinem Blog am morgigen Tag.

2 Kommentare

  • Nachti

    Ach Kari, immer musst du Themen schreiben, wozu ich auch was erzählen kann 😀
    Bitte entschuldige, wenn mir was aus meinem Berufsleben was einfällt~

    Ich erlebe das eigentlich immer eher so, dass die Fahrgäste unfreundlich zum Fahrer sind. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die nett und freundlich zum Fahrer sind und eine einfache Frage auch mit einem „Bitte“ oder „Danke“ beenden können. Allerdings habe ich auch selber schon sehr oft das Gegenteil erlebt, wo man als Fahrer einen Gefallen für die Fahrgäste gemacht hat udn dafür auch noch angepampt wurde.

    Genauer Vorfall:

    Es war im Winter und kalt, ich stand mit meinem Bus in Solingen an der Endhaltestelle und hatte 15 min. Standzeit. Eigentlich ist es in Solingen bereits so, dass die Leute, komischerweise, wirklich schon 15 min vor einem stehen und dir aufs Pausenbrot schauen.

    Ich dachte mir: „Hmm… es ist kalt, die Leute frieren sicherlich, mach ich mal schon die Tür auf.“ und habe dies auch dann getan. Die Leute sind eingestiegen, der überwiegende Teil der Fahrgäste ist einfach durchgegangen, ohne dieses komische Wort „Danke“ nur in den Mund zu nehmen. Man hat mich nichtmal angeschaut. Kurz nebenbei, ich brauch als Fahrer erst max. zwei Minuten vor Abfahrt die Tür aufzumachen. Am Ende wurde ich sogar angepampt wann ich denn endlich losfahren würde.

    Seit diesem Erlebnis öffne ich die Türen nicht mehr, sondern lass die Fahrgäste schön brav draußen stehen. Wer noch nichtmal im Stande ist, das einfache Wort „Danke“ kurz beim Vorbeigehen zu sagen, braucht bei mir nur noch zu den vorgesetzten Zeiten einsteigen.

    • Kari

      Lieber Nachti, das ist doch großartig. 🙂

      Natürlich kann ich das verstehen, dass es sehr ärgerlich ist, wenn auch vom Gegenüber nur Meckerei kommt! Das frusted.

      Ich hätte im Blog ich fairerweise sagen müssen, das wir alle an unserem allgemeinen Umgangston arbeiten müssen. Vielleicht sollten wir eine Kampagne starten. Danke sagen an Menschen, was man für selbstverständlich hält. Dem Bäcker danken, dem Busfahrer. Einfach allen, die damit nicht rechnen. Und ein Lächeln schenken. Vielleicht geben die das ja weiter. Wie heißt es so schön? Wie man in den Wald hinein brüllt….

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