Chor,  Kopfkino,  Lieblingslied

Fields of Gold

Ich habe meinen kleinen Blog sträflich vernachlässigt und möchte nun eine Reihe starten, die Kopfkino heißt. Im Chor werde ich oft gefragt, wie ich mir die Texte so schnell merken kann. Nun, ich bin ein sehr bildlicher Mensch. Ich glaube, deswegen lese ich auch lieber, als ich fernsehe. Und auch das Schreiben geht ja in diese Richtung. Wenn ich zuviel Kopfkino habe, dann wollen die Bilder raus und festgehalten werden. Es ist wie ein Film der sich auf meiner Gehirnrinde abspielt.

Ich nutze nun „Fields of gold“ in der Chorversion, um euch meine Geschichte dazu zu erzählen. Und ich widme die Geschichte der guten Alice, der die Geschichte hoffentlich helfen wird, diesen Text zu lernen.

„Fields of gold“

You’ll remember me when the west wind moves upon the fields of barley
You’ll forget the sun in his jealous sky as we walk in fields of gold

Ich  bin Adam. Und ich musst meine Mutter für eine Zeit verlassen. Ich wusste nicht, wann ich wieder komme, es konnte auch sein, dass ich für immer fort bleiben würde. Der Krieg war schuld. Ich sollte an der Front dienen. Sie sagte, dass sie das versteht, aber natürlich hatte sie Angst um mich. An dem Tag haben wir einen letzten Spaziergang gemacht. So wie früher. Über unsere Gerstenfelder. Die Sonne stand gerade sehr hoch am Himmel. Für Mai hatte sie schon eine sehr große Kraft. Vor der Sonne suchten wir Schutz am Rand der Felder und sie erzählte mir von Früher. Als ich noch ein Kind war. Dabei traten ihr die Tränen in die Augen, die sie sofort wegwischt.
Ich solle mir keinen Kopf machen, sagte sie.
Daraufhin legte ich meinen Kopf auf ihren Schoss, so wie ich das als kleiner Junge immer gemacht hatte. Und sie strich mir gedankenverloren über meine strohblonden Haare.
Ich wollte ihr etwas von der Traurigkeit nehmen und so sagte ich:
„Mama, immer dann, wenn der Westwind hier über unsere Felder weht, dann denk an mich. Und selbst wenn die Sonne noch so heiß am Himmel steht. Stell dir einfach vor, du gehst mit mir hier spazieren und schon wird es dir gut gehen.“

So she took her love for to gaze awhile upon the fields of barley
In his arms she fell as her hair came down among the fields of gold

Sie antwortete nicht. Sie saß einfach still da und tätschelte weiter meinen Kopf. Und sie bestaunte das Gerstenfeld und auch ich setzte mich wieder auf, und tat es ihr gleich.
Meinem Impuls folgend, legte ich meinen Arm um die Schulter meiner Mutter. Ich langen, mittlerweile ergrauten Haare, strichen über meinen Arm. Sie war so klein. Früher wirkte sie immer so groß. Aber nun war ich der Große.

Will you stay with me, will you be my love among the fields of barley?
We’ll forget the sun in his jealous sky as we lie in fields of gold

„Mein Sohn, ich weiß, dass du immer bei mir sein wirst.“
Ihre rechte Hand legte sie auf ihre Brust, dort, wo ihr Herz schlug.
„Du bist immer in meinem Herzen und dein Herz wird immer bei mir sein, weil du mein Sohn bist. Du nimmst mich und deine Heimat mit und du wirst auf dich aufpassen und gesund wiederkommen. Und ich werde hier warten, hier in den Gerstenfeldern, wenn die Sonne wieder hoch am Himmel steht.“ Dabei sah sie mich nicht. Sie schaute weiter verträumt und melancholisch auf die weiten Gerstenfelder, die die Sonne mittlerweile in ein strahlendes Goldmeer verwandelte.

I never made promises lightly and there have been some that I’ve broken
But I swear in the days still left we’ll walk in fields of gold
We’ll walk in fields of gold

Diese Geschichte ist nun schon lange her. Ich habe den Krieg überlebt und bin zu meiner Mutter zurückgekommen und wir sind wieder durch Gerstenfelder gegangen. So konnte ich meine Erfahrungen aus dem Krieg verarbeiten. Ich habe sie noch bei mir, aber sie sind nicht mehr unerträglich. Ich habe selbst viele verletzt und Versprechen gebrochen. Doch dieses habe ich gehalten. Weil meine Mama und die gemeisamen Spaziergänge einfach so heilsam für mich waren und noch immer sind.

Many years have passed since those summer days among the fields of barley
See the children run as the sun goes down among the fields of gold
You’ll remember me when the west wind moves upon the fields of barley
You can tell the sun in his jealous sky when we walked in fields of gold
When we walked in fields of gold, when we walked in fields of gold

Nach all den Jahren komme ich noch immer regelmäßig zu meiner Mama. Ich habe selbst eine Familie. Eine tolle Frau und zwei bezaubernde Töchter. Heute liege ich auf dem Schoß  meiner Frau am Gerstenfeld, während sie meinen Kopf tätschelt. Meine Mutter ist zu Hause und bereitet das Essen vor. Unsere Kinder rennen druch die Felder, lachen und spielen. Die Sonne ist so warm wie damals. Und als der Westwind die Gerstenhalme zum Tanzen bringt, muss ich lächeln. So viel habe ich gesehen, so viel erlebt. Aber immer wenn die Gerstenfelder sich bewegen, dann denke ich an all die schönen Zeiten und das mein Herz hier zu Hause ist.

Das sind natürlich nur meine Gedanken, die mir wie eine Art Dia-Show durch den Kopf gehen, wenn ich singe. Ich denke an Adam. Vielleicht bin ich dann gerade Adam, der mit den Gerstenfeldern Heimat verbindet, und sich auch an seine Mutter und sein Versprechen erinnert. Nie zu vergessen und immer wiederzukommen.

Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr das Lied hört? Etwas ähnliches?

 

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