360° Blickwinkel,  Ich,  Waffelmoment

Das Kind in mir

5. Drehung

 

Ob ich normal bin? Keine Ahnung. Definiere normal. Ob ich manchmal komisch bin? Für manche bestimmt schon. Ob ich manchmal noch bin wie ein Kind? Manchmal? Ich spreche jeden Tag mit dem Kind in mir.

Ja, heute geht es um das Kind in mir. Und dieses Kind in mir ist auf jeden Fall sehr groß. Damit sag ich auf keinen Fall, dass ich nicht um den Ernst des Lebens weiß. Geld verdienen, Ämter, Haushalten. Alles was halt dazu gehört um eine verantwortungsvolle Erwachsene zu sein, auf die man sich, wenn es drauf ankommt verlassen kann. Das ist mir auf jeden Fall wichtig.

Aber das ist es ja nicht nur. Ich war gerne Kind und ich fühle mich auch immer noch gerne manchmal so, als wäre ich ein Kind. Ich liebe diesen Zauber, den man als Kind spürte, wenn man das Sonnenlicht durch eine Murmel gesehen hat. Wenn eine Blumenwiese das Paradies war, der Teddy redete und auch Weihnachtsmann, Christkind und Osterhase lebendig waren. Das erfüllt mich mit einer Freude, wenn ich daran denke, dass es so manche Lebenslage einfacher macht.

Und da habe ich auch Methoden, um auch meinem Kind in mir ein wenig Input zu geben. Ich liebe zum Beispiel Spielzeugkataloge mir anzusehen. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich neidisch bin, dass mir diese tolle neue Playmobil vorbehalten bleibt. Oft habe ich schon überlegt, dass ich ja gerne dieses Puppenhaus hätte. Aber dann denke ich mir, was wohl die anderen denken. Nicht, das mir das bei anderen Dingen nicht auch schon egal gewesen wäre.

So liebe ich Puppen und kaufe mir auch noch immer welche. Lieselotte habe ich mir ganz bewusst mit zum 14. Geburtstag gewünscht. Auch da habe ich schon anders getickt als so manch andere in meinem Alter. Ich mag meine Teddys, vor alle der Pooh, aus dem Hundermorgenwald, der hat es mir angetan. Ein Jahr zu Weihnachten, da hab ich von meiner Schwester einen geschenkt bekommen, da war ich schon 20. Ich freu mich, wenn mir jemand ein Stofftier schenkt.

Ich steh auf Hello Kitty und kann quietschen, wenn ich eine Barbie sehe. Kinderfilme, Benjamin Blümchen und Bibi begleiten mich noch heute.

Ich weiß, ich werde dafür belächelt. Und wenn ich hier jetzt sage, dass ich für nicht wenig Geld mir den Zauberstab von Hermine Granger aus Harry Potter gekauft habe, was ja eigentlich nur ein Plastikstab ist, dann schüttelt der eine oder andere bestimmt mit den Kopf. Kann ich verstehen, ich kann es ja selbst kaum glauben, dass ich das getan habe. Aber just in diesem Moment fühlte es sich gut an. Und auch wenn ich ihn jetzt bei meinen Harry Potter Büchern liegen sehe, erfüllt mich das mit Freude.

Mag sein, vielleicht ist da ein psychologisches Problem hinter, vielleicht hab ich echt einen an der Waffel. Aber ich schade damit ja keinem, außer meinem Geldbeutel und vielleicht meinem Ruf.

Ich weiß noch, als ich auf Reha war und mich jemand fragte, ob ich für eine Hello Kitty Trinkflasche nicht zu alt sei. Es kam ein klares NEIN.

Früher hab ich versucht, das zu verheimlichen. Jugendliche sind halt grausam, wenn du anders bist. Aber heute stehe ich dazu, meine Freunde wissen, wie sie damit umgehen sollen. Und wenn ich jemanden damit zum Lachen bringe, weil ich halt ne Marke bin, die Plüschpuschel und Kuschelhandyhüllen hat, dann hat es doch auch was Positives.

Und ich bin froh, dass meine Kinderseele noch einen Platz hat. Denn das hilft mir, mich in Kinder hineinzuversetzen.

Ein Lob von meiner Schwester, von dem ich immer noch zehre, war:
„Deine kindliche Art merkt man so sehr beim Schreiben, dass auch ich deine Kindergeschichten viel mehr liebe, als jeden Roman für Erwachsene. Da kommt so viel rüber.“

Also, ich frage nicht, warum ich so bin, sondern warum mich Menschen ändern wollen. Warum ist man niDSC_1394 (2)cht normal? Was ist da nicht normal? Bist du dafür nicht zu alt?
Nein, für Träumen und Glauben ist man nie zu alt. Für Begeisterungsfähigkeit und Zauber darf man nicht zu alt sein. Wenn es einen mit Glück erfüllt, dann kann es nicht falsch sein. Und so manch einem würde es sicher gut tun, die Kinderseele mal raus zu lassen, denn das kann einen erden und zum Wesentlichen zurückbringen.

Ich bin nicht normal sagst du? Falsch, ich bin wie ich bin einfach ich.

 

3 Kommentare

  • Sanny

    Liebe Kari,

    Mal wieder ein toller Beitrag! Und du hast vollkommen recht mit deinen Worten.

    Ich bin mittlerweile 25, fühle mich erwachsen und bin gerne „erwachsen“. Das heißt aber nicht, dass ich den Zauber aus meiner Kindheit verloren oder vergessen habe.
    Ich ertappe mich auch oft, wie ich Kinderspielzeug mit glitzernden Augen ansehe. Ich spiele Videospiele, die eher für „jüngere“ gemacht wurden und ich hab eine Schwäche für Kinderfilme. Und das genieße ich. Jedes Mal, wenn ich an den Zauber denke, wird es mir warm ums Herz. Es macht mich glücklich. Und ich bedaure jeden, der vergessen hat, wie schön die Welt war, als Kissen zu Burgen, Lineale zu Lichtschwertern und Schlafanzüge zu Superheldenanzügen wurden.

    • Kari

      Ja, die Burgen aus Kissen, liebe Sanny. Die waren super gut. Ich hoffe, das viele es schaffen, wenigstens ab und zu wieder Kind zu sein, denn es tut so gut, einfach unbeschwert zu sein.

  • Pebby Art

    Toller Beitrag! Und wenn meine jüngste Tochter mit ihren Freundinnen zusammen bei uns im Garten einen Hindernis-Parcours aufbaut, dann rate mal, wer der erste ist, der diese Bahn durchgaloppiert;) LG, Pebby Art

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert