360° Blickwinkel,  Bücher

Der Autor, die Schreibmaschine

Ich konnte es eben gar nicht glauben, was ich da gelesen habe.

Ich betitel die Dame mal als Autorenkollegin. Falls ich mich überhaupt Autorin schimpfen darf. Ich schreibe zwar, und das mit großer Leidenschaft, wir haben einen kleinen Verlag und eine Handvoll begeisterter Leser, aber der große Durchbruch, dass man davon leben könnte, das ist meinem Mann und mir noch nicht gelungen. Dafür haben wir wahrscheinlich bisher auch zu wenig veröffentlicht. Es kommt bei uns eben nicht alle 8-12 Wochen was Neues auf dem Markt, ein Jahr, soviel Zeit brauchen wir schon für das Schreiben.

Diese Dame jedoch hat schon sehr viel mehr veröffentlicht, auch mit Hilfe eines Verlags an ihrer Seite. Jetzt kam raus, uuuuups, zwei Bücher geklaut. Von Anfang bis Ende als Fingerübung abgetippt. Versehentlich, unwissentlich, wie die Autorin einräumt.
Aber das lest doch einfach selbst hier nach.

Ich will mir da gar kein Urteil erlauben. Vielleicht war es echt nur so ein ganz blödes Versehen. Wer weiß das schon. Ist natürlich auch doof, wenn einer daherkommt und sagt, das habe ich schon Mal in genau diesem Wortlaut gelesen.
Vielleicht war es aber auch Druck, regelmäßig Material zu liefern, wenn man vom Schreiben leben will, dann ist das ein echt hartes Brot, was man da schlucken muss. Wer weiß, zu was man da so fähig ist, um als Autorin weiterhin auf dem Schirm der Leute zu sein.
Egal, es soll um mich gehen. Ist hier ja auch mein Blog.

Ich bin auch gerne kreativ und packe überall Herzblut rein. Da ginge es mir gegen den Strich, irgendwas von anderen Menschen abzuschreiben, egal wie alt, egal wie billig.

Ich möchte was schaffen, was aus mir kommt, aus meinem wirren Kopf. Denn da möchte ich stolz drauf sein können. Natürlich werden sich Gedanken und Ideen in der Menschheit wiederholen, aber wie man diese Gedanken ausdrückt, ob in Musik, in Worten, in Bildern, dass ist immer unterschiedlich, so wie der Mensch selbst.

Abschreiben? Kopieren? Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Dann möchte ich lieber nicht von meiner Kreativität leben. Denn dass dieses passiert ist, so ganz ausversehen, das kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Ich weiß doch, wie ich schreibe, was meine Ideen sind und waren, und was in meinem Kopf rum spukt, auch 30 Jahre danach noch. Deswegen ist es nur meine höchstpersönliche eigene Meinung, dass mein Gefühl mir sagt…. Versehentlich 1:1 nach Jahren eine alte Geschichte veröffentlicht…. Niemals, denn man entwickelt sich doch weiter und würde solche Texte doch noch einmal überarbeiten. Handys gibt es mittlerweile, die Sprache hat sich weiterentwickelt. Ähm, alles sehr merkwürdig. Hat der Text im Lektorat nicht verstaubt geklungen? Gab es nix zu meckern?

Oh wartet, doch, es wurde in die Neuzeit gehoben. Und so wie es aussieht auch noch die Namen angeglichen? Das wird ja jetzt richtig mysteriös. Warum denn die Namen? Waren entweder auch verstaubt, zu lang für die Fingerübung oder wenigstens die sollten der Fantasie entspringen.

Egal, es ist passiert. Warum auch immer.

Dann werde ich besser belächelt und eben nicht als Autorin ernst genommen, weil ich nicht so schnell abliefere, um die Leser bei Laune zu halten. Aber ich bleibe mir treu. Und wenn dann mal ein Kreatief kommt? Dann mach ich eben Pause und warte, bis meine Muse mich küsst. Oder ich schreibe eben nicht, sondern bin anderes kreativ.

Mich stimmt es traurig, denn wir kleinen Autoren werden schon belächelt, nicht gut zu sein. Und dann kommt noch so etwas. Rückschritt und wieder alles auf null. Davon muss sich die Indie Szene wohl erst wieder erholen.

Aber eines steht für mich fest.

Ob ich eine gute oder schlechte Autorin bin, hängt nicht von meinen Verkaufszahlen ab, sondern ob ich die Menschen, die ich damit erreicht habe, glücklich gemacht habe, mit dem, was in meinem Kopf war und nun da zu lesen steht.

Alles andere wäre ein Kopierer und hat nichts mit dem Autorenberuf zu tun!

Wenn wir als Autoren uns eben eingestehen, das wir keine Schreibmaschinen sind, sondern dieser Beruf von Berufung kommt und auch mal Tiefs zulassen, dann brauchen wir nichts kopieren. Wir haben eine Gabe, unsere Fantasie zu Papier bringen. Und das erfordert Zeit, denn manchmal findet man die eigene Worte einfach nicht so schnell, wie man gerne würde.

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