360° Blickwinkel,  Bücher

Von Diebstahllegitimation und Buchstapelwettrüsten

„Es sind doch nur getippte Worte. Gedankengut ist eine Erfindung der Menschen.“

So der Auszug eines Zitats einer Facebooknutzerin zum Thema EBook-Piraterie. Sie teilt sich einen EBook Account mit 20 anderen und da wird dann fröhlich hin- und hergeschoben. Sie zahlen einmal und verbreiten diese Bücher. Halten wir ihr zugute, dass sie das nur in einer kleinen Gruppe macht. Aber auch das ist kriminell und darf auf keinen Fall gutgeheißen werden.

Was mich jedoch viel mehr erschüttert ist diese Aussage. Sind doch nur getippte Worte, ist doch egal. Kann man doch nehmen, ist doch eine Erfindung des Menschen und somit Allgemeingut. Bitte was? Ich glaub es hackt, liebe Person. Mein Gedankengut ist mein Gedankengut den ich hier so tippe. Der kommt aus meinem Kopf, ich investiere Zeit da rein, in so einen Roman. Ich arbeite da Stunden, Monate, Wochen dran, damit du dich an meinem Geschreibsel erfreuen kannst. Dann verramsche ich mein Buch, damit es mir auch jemand abkauft, obwohl ich für dieses Stundenlohn nicht mal ein Dauerarbeitsloser arbeiten gehen würde. Da würde mich ein 1-Euro-Job ja noch reicher machen, als diese paar Cent, die ich da für mein EBook bekomme.

Ich schnipp nicht mit dem Finger, trinke nebenbei Schampus und fahre einen roten Ferrari und die Geschichte ist da. Nein. Du wirst es kaum glauben, lieber Dieb. Neben meinem Job setze ich mich noch einmal hin und schreibe fast die gleiche Zeit nochmal, um meine Gedanken zu Papier zu bringen. Und warum? Du könntest mir ja jetzt vorwerfen, das müsste ich nicht. Für eine brotlose Kunst musst du doch keine Zeit opfern. Aber denk mal nach, wie viel trister und langweiliger dann deine Welt wäre.

Du hattest doch sicher Spaß beim Lesen meines Buches. Sagen wir, im Schnitt so eine Woche hast du dich gut unterhalten gefühlt. 12 bis 16 Stunden etwa. Wenn man es zusammenrechnet. Das muss ja so sein, sonst würdest du es nicht als teilenswert erachten. Im Kino, da sitzt du 2 – 3 Stunden drin. Mit Anfahrt, Eintritt, vielleicht auch Popkorn und Getränk, da zahlst du etwa 30 Euro. Aber da kannst keinen reinschmuggeln und das weiterteilen. (Es sei denn, deine kriminelle Energie geht so weit, das du den Film filmst). Und bei meinen 3 Euro machst du so einen Aufstand und riskierst eine Anzeige und eine Strafe? Wie dumm kann man sein. Wegen 3 Euro?

Ganz schön dreist. Auch deine Aussage. Liebend gerne würde ich mal deinen Chef anrufen und ihm sagen, hey, zahl der Mal nix, denn das will sie nicht. Arbeiten tut die für lau, Geld ist ja auch nur eine Erfindung des Menschen und alle menschlichen Erfindungen sind nach ihrer Aussage ja nichts wert.

Ich kann von meinen Büchern nicht leben, klar wäre das eine Traum, aber ich würde meine Ideen auch niederschreiben, wenn sie keiner liest, weil sie mir im Kopf solange rumspuken und schreien, bis sie rauskommen und zum Leben von mir erweckt werden.

Bei diesem neuerlichen „Skandal“, der ja jetzt durch die Autoren geht, wird ja dieser Flashmob gemacht. Klar, man zeigt, wir sind ehrlich, wir kaufen EBooks. Aber alle, die das machen, waren ja schon vorher ehrlich. Das bringt in meinen Augen wirklich nichts und setzt glaub ich nicht unbedingt die richtigen Signale. Für mich zeigt es eher. Klaut mal schön weiter, wir brauchen euer Geld nicht, wir kaufen uns dann eben selbst. Ich kann nicht beurteilen, ob die Autoren auch das machen, was Sascha und ich damals gemacht haben, als der Aufschrei nicht so groß war. Wir wurden ja nur mit einem Kopfschütteln abgetan. Wir haben es der Plattform, dieser Tauschbörse gemeldet und uns rechtliche Schritte vorbehalten. Aber ich glaube nicht, dass das so viel bringt. Machst du eine Tauschbörse sauber, stehen da schon die nächsten parat.

Das war schon immer so und wird auch so einfach nicht zu bekämpfen sein. Das trifft jeden. Musik, Filme, sogar Mangas. Warum sollten Autoren, die jetzt auch digitale Dinger herausbringen können, davor geschützt sein? Es ist halt alles sehr einfach geworden in diesem digitalen Medienzeitalter. Aber auch raffgieriger, dreister und eingebildeter. Internet macht halt aus jedem einen kleinen Star und Gelegenheitsdieb. Wie schnell hast du dir mal grenzwertig was runtergeladen, worüber du dir keine Gedanken machst. Das fängt bei YouTube doch schon an.

In erster Linie muss da jeder Autor mehr drauf schauen, inwieweit er sein Buch ungesichert abgibt. Und selbst wenn Kopierschutz drin ist, kann man es knacken. Da müssen die Höheren einen allgemeinen Rundumschlag machen. Die Gesetze müssen schärfer werden und wir als Autoren nur noch Prints rausgeben.

Klar, so eine Printbuch kannst du dann auch verleihen und weiterreichen. Aber man kann es nicht so einfach vervielfältigen.

Und der Flashmob, wir kaufen alle EBooks und alle an einem Tag? Für mich ist das nichts. Ich kaufe nicht auf Kommando und es wird nicht viel bringen, außer Mal einen kurzen Moment des Zusammenhalts. Vielmehr wird gerade dadurch eine neue Trendsportart begründet. Wer kauft am meisten und schnellsten EBooks. Herzlich willkommen beim fröhlichen Buchstapelwettrüsten. Die bösen Buchklauer lachen sicher schon jetzt und haben ihre Popkorneimer auf den Knien. Endlich haben sie mal positive Beachtung und was schönes erreicht.

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