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Urheberrechte? Braucht man nicht!

Manchmal frage ich mich wirklich, wieso ich mir noch die Mühe mache, CDs zu kaufen, oder Geld spare, um ins Kino gehen zu können. Ein Blick ins Internet, und schon finde ich alles gratis! Von eBooks über Musik bis hin zu aktuellen Kinofilmen gibt es dort alles, was das kleine Fanherz begehrt. Illegal, versteht sich. Aber wen kümmert das denn schon?

Das zumindest war der Grundtonus, der mir vor kurzem in einem Forum entgegengeschlagen ist. Es ging dort um eine Informationsveranstaltung zum Thema Urheberrecht im Internet, veranstaltet vom Computer-Fachverlag heise. Dort können sich Interessierte zum Thema „Urheberrecht“ informieren. Darf ich Bilder weiterverlinken? Wo kann ich mir legal Musik beschaffen. Ist es legal, sich einen Film, der nächste Woche erst im Kino anläuft heute schon auf Youtube anzusehen?

„Ja“, lautet zumindest die Antwort aus der heise-Community. Denn Urheberrechte seien nur ein Geschöpf der Medienindustrie und hätten keinen nennenswerten, wichtigen Stellenwert. Und wenn mein Kumpel eine CD hat, kann ich sie mir ja aus dem Netz runterladen. Ich kann ja behaupten, ich hätte sie mir ausgeliehen.

Dieses Geplänkel ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Es ging noch viel, viel tiefer, denn unter anderem wurde dort angedeutet, dass niemand verstehen kann, warum man immer so auf dem Thema Urheberrecht herumreiten würde. Niemand solle Urheberrechte haben, denn Kultur ist immer ein Allgemeingut, und wer ein Recht an seinem eigenen Werk für sich beansprucht, der verstößt damit gegen alles, was irgendwie mit Kultur in Verbindung steht.

Kurzum: Wenn mein Mann einen Song schreibt, dann hat er ihn gefälligst gratis im Netz anzubieten. Er solle es ja nicht wagen, den zu verkaufen! Überhaupt bekommt ein Künstler von den verkauften Tonträgern oder DVDs eh nichts ab. Das meiste stecken sich (so deren Argumentation) die Plattenfirmen ein. Der Künstler darf sehen, wo er bleibt.

Nun, das mag vielleicht in asiatischen Ländern so sein, aber wenn dem wirklich so ist, dann frage ich mich, wieso Kanye West oder David Guetta so gut verdienen. Denn nach Adam Riese und Eva Zwerg kann es auch nicht an den Konzerten liegen. Das meiste Geld, was die Veranstalter mit den Kartenverkäufen einnehmen, geht für das Konzert selber drauf. Technik, Miete, Catering, Reinigung etc.

Also, WOMIT verdienen die dann soviel Geld?

Ich als Autorin habe es da ja einfacher. Ich schreibe ein Buch, bringe das über diverse Dienstleister, bzw. künftig über unseren Verlag heraus, und dann verdiene ich an jedem verkauften Buch. Mein Mann verkauft seine Songs, und verdient an jedem verkauften Song. Auf direktem Weg zwischen Produzent und Konsument klappt das super. Und wenn es dazwischen andere gibt, die mitverdienen, dann ist es eben so. Aber deswegen das gesamte Urheberrecht boykottieren? Stellt euch vor, ich nehme ein Buch eines kleinen Autors und gebe es als mein eigenes aus, und argumentiere dann, das Kultur ein Allgemeingut ist, und das Urheberrecht nur eine Erfindung der Lobbyisten.

Wer von euch kommt mich im Knast besuchen?

Ich kann diese Haltung absolut nicht verstehen. Wenn mir eine Band gefällt, kaufe ich die CDs. Wenn ich einen Film im Kino verpasst habe, oder ihn mir nochmal anschauen möchte, dann kaufe ich ihn mir auf DVD. Und wenn ich ein Buch lesen will, dann kaufe ich es mir entweder gebunden oder als eBook. Was ist daran so schwer? Nur weil es Geld kostet? Wenn ich nicht bereit bin, Geld für etwas auszugeben, dann weiß ich es auch nicht zu schätzen, so einfach ist das.

Letztlich muss es natürlich jeder für sich selber wissen, ob er das Risiko eingehen möchte, verklagt zu werden. Aber „Kultur als Allgemeingut“ ist dann, fürchte ich, eine denkbar schlechte Argumentation.

Ich persönlich halte das Urheberrecht für sinnvoll. Klar, es scheint, dass es nur den großen und mächtigen Firmen nützt (Plattenfirmen und Filmverleihern), aber grundsätzlich schützt es uns doch alle. Wenn ich ein Bild fotografiere und hochlade, dann möchte ich bestimmen, was damit geschieht. Wenn ich nicht will, dass die NPD es nutzt, dann möchte ich Möglichkeiten haben, ihnen die Nutzung zu untersagen. Und diese Möglichkeit gibt mir das Urheberrecht.

Denn es gibt eine klare Trennung zwischen Urheberrecht und Nutzungsrecht. Ich als Urheber bestimme, was mit meinem Buch, meinem Lied, meinem Foto geschieht. Ich erteile Nutzungsrechte. Und das hat jeder zu respektieren. Ich selber achte auch penibel darauf, was ich wo herunterlade. Darf ich das überhaupt? Habe ich die nötigen Nutzungsrechte erworben? Falls nein, lasse ich vorsichtshalber die Finger davon.

Haltet mich für paranoid, aber ich bin nicht doof. Sofern es mir nicht ausdrücklich erlaubt wird, lade ich nirgendwo irgendetwas herunter. Bei Bildern schaue ich mir die Lizenzen an, unter denen sie erschienen sind. Steht dort „Public Domain“, kann ich sie bedenkenlos herunterladen. Auch „CC-BY-SA“ ist für mich kein Problem, da muss ich halt nur den Urheber angeben. Fehlt aber eine derartige Kennzeichnung, lasse ich es bleiben! Denn wenn ich ein Bild ohne derartige Kennzeichnung verwende, mache ich mich nun einmal strafbar, selbst wenn ich es nur auf diesen kleinen, blöden Pissblog hochlade.

Die meisten interessiert es wahrscheinlich eh nicht, die laden einfach die aktuellsten Kinofilme aus dem Internet, nur weil sie sagen „Die Filmproduzenten verdienen eh so viel, darauf kommts auch nicht an!“ Mag sein. Aber wenn jeder so denkt, wird es diese Filme irgendwann nicht mehr geben. Aber….das interessiert wahrscheinlich auch niemanden. Hauptsache gratis. Urheberrechte? Wer braucht sowas! Ich will doch nur das runterladen, was mir gefällt.

 

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