360° Blickwinkel,  Gedankenfetzen

Die Sache mit der Seele

Menschen werden krank. Oft genug sieht oder man hört es. Bei einer Grippe läuft die Nase und man hustet. Bei einem gebrochenem Bein geht man auf Krücken und hat unter Umständen einen Gips. Selbst einem Diabetiker siehst du seine Krankheit an.
Aber viel zu häufig ist die Seele krank.
Von einem kleinen Schnupfen bis hin zu einer richtigen Krebserkrankung, wenn man es mit „so richtigen Krankheiten“ vergleichen will, ist alles dabei. Das Problem an solchen Erkrankungen ist nur viel zu häufig, dass sie in unserer toleranten Gesellschaft nicht als solche angesehen werden. Als wirkliche Krankheit. Für die meisten Menschen sind Depressionen einfach nur Traurigkeit und die Betroffenen „stellen sich eben nur an“.

Nein, keine Sorge, ich rede nicht von mir, meine Seele scheint manchmal ein wenig irre im positiven Sinne zu sein, aber sie ist nicht krank. Manchmal hat sie einen kleinen Schluckauf, wie fast alle Menschen es mal erleben. Aber der geht auch alleine wieder weg.

Aber ich habe da so ein „Sorgenkind“, wenn man es so nennen will. Und dieser Mensch ist krank. Seelisch.

Nein, er ist nicht bekloppt, er hat keinen Knall und ist auch nicht Psycho. Und vor allem ist er kein lästiges Übel. Auch wenn ihm sein Arbeitgeber ihm das signalisiert.

Mich stimmt das traurig. Würde dieser Mensch jetzt Krebs haben, oder hätte er einen tüchtig schweren Unfall gehabt, dann wäre es selbstverständlich kein Problem, krank zu sein und erst wieder fit zu werden. Damit kann man umgehen. Man hatte das vielleicht selbst schon einmal, oder kennt es auf eine andere Art und Weise. Man kennt die Verläufe, man weiß wie das zustanden kommt.

Aber Seele, Psyche? Das ist ja nicht normal, da stellen sich die Menschen ja an.
Aber ist unsere Seele nicht auch was körperliches? Doch. Denn unsere Seele, unser Gemüt, unser Gehirn, wenn das nicht im Einklang ist mit uns, dann macht unser Unterbewusstsein körperliche Beschwerden. Der Blutdruck steigt, man bekommt schweißnasse Hände, der Darm spielt verrückt. Man hat körperliche Beschwerden. Wie kann man also behaupten, alles was die Psyche betrifft ist halt nichts körperliches? Wie kann man diese Menschen abstempeln? Oder gar sie nicht verstehen? Einen Husten akzeptieren wir doch auch und der ist „normal“. Den kann jeder noch so fitte Mensch bekommen. Wie jeder noch so gefestigte Mensch auch seelisch mal aus dem Ruder laufen kann. Wegen unterdrückten Emotionen, einem Trauma und der Denke, man müsse immer funktionieren.

Unsere Gesellschaft ist so aufgeklärt. Aber wenn man mal nicht so funktioniert ist das schlecht. Da ist unsere ach so soziale Gesellschaft nicht mehr in der Lage zusammenzustehen. Wir brauchen tatsächlich keinen „Fremdenhass“, der was mit Ausländern zu tun hat. Denn der Mensch an sich hasst ja schon Dinge, die er nicht versteht. Er lehnt sie ab, was nicht in die funktionale Gemeinschaft passt.

So wird mein „Sorgenkind“ fallen gelassen, von den Menschen, die ihm den Antrieb geben, sich mit seiner Erkrankung behandeln zu lassen. Sie machen, dass er sich noch schlechter fühlt.
Und wenn ich eine Spastik ins Bein bekommen, weil meine Lähmung im Bein Randale schiebt und ich deswegen hinfalle, lassen die Leute mich liegen. Wer fällt, ist betrunken….

Vorurteile und Unverständnis, wohin man sieht.
Mich wundert bei unserer Gesellschaft nichts mehr. Oder doch ganz viel. Voll mit Vorurteilen, Missgunst, Unverständnis und Scheunenklappen. Auch meine Seele möchte weinen. Aber das würde nichts bringen….. Scheuneneklappen kann nur der Mensch öffnen, der sie sich selbst vor das Gesicht pinnt.

Immer muss erst was schlimmes passieren, bevor die Menschen offner werden.

Wie geht man also am besten damit um? Offen und ehrlich. Wenn ich falle, dann sag ich was los ist und wenigstens einer denkt um. Und mein „Sorgenkind“ sollte auch sagen, meine Seele ist krank und ich lasse mich nun behandeln, damit sie heilen kann. Und es trägt, glaube ich, erste Früchte. Es gibt schon Menschen, die ihm beistehen. Und wenn es nur ein paar wenige sind, aber sie können weite und große Wellen schlagen, wie ein Stein, der ins Wasser fällt und alles mit sich reißt. Daran glaube ich fest.

Denn das Leben ist schön und die Menschen lernfähig, wenn man am Ball bleibt. Und hinter Scheunenklappen zu blicken lohnt sich immer. Ich bin froh, dass ich doch naiv und dümmlich durch die Welt gehe und nichts sofort ausschließe, auch wenn ich schon auf die Fresse geflogen bin.

Wie grausam Menschen auch scheinen mögen, es hat immer ein Grund warum ein Mensch so ist wie er ist. Damit habe ich meinen Frieden gemacht. Und somit geht es auch meiner Seele wieder gut.

 

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